ZWAR in der Borkener Zeitung 2008

Am Samstag, dem 1. März erschien folgender Artikel in der Borkener Zeitung:

"Man kann alles machen, muss es aber nicht"

„Zwar"-Gruppe eröffnet neue Freizeitmöglichkeiten Borken (mr).


Montags Doppelkopf, alle 14 Tage dienstags Rummicup, mittwochs Schwimmen und im Zwei-Wochen-Rhythmus abends Basisgruppen-Treffen, einmal im Monat freitags Stammtisch, samstags Nordic Walking... „So lange wie ich berufstätig war, habe ich keinen Terminkalender gebraucht. Aber jetzt!", berichtet Ute Bone lachend. Seit im Mai 2007 eine „Zwar"-Gruppe auch in Borken gestartet ist, hat die 64-jährige „volles Programm". Und nicht nur sie.

Zwar steht für zwischen Arbeit und Ruhestand", erläutert Otto Pfeiffer, mit 80 Jahren der Älteste im Kreis der Aktiven ab 50, die in Borken gemeinsam ihre Freizeit gestalten. Sie verabreden sich zum Schwimmen, radeln und wandern gemeinsam, besuchen Theater- und Konzertaufführungen, lernen von einander den Umgang mit dem PC, treffen sich zum gemeinsamen Theaterspielen oder um sich über gesunde Ernährung zu informieren und, und, und.

"Wir tun das, wozu wir früher zu wenig Zeit und Gelegenheit hatten", bringt es Reinhard Schüler auf den Punkt. Der 59-Jährige sorgt unter anderem dafür, dass die vielfältigen Angebote im Internet für alle Interessierten zu finden sind. Das alles Entscheidende für die Frauen und Männer, die sich für „Zwar"-Idee begeistern: „Wir sind kein Verein!" Es gibt keinen Vorstand, keine Mitgliedsbeiträge und vor allem keine Verpflichtungen.

"Man kann alles machen, man muss es aber nicht", beschreibt Monika Brands, was für sie den Reiz von „Zwar" ausmacht. So mischt sie am Montagnachmittag gemeinsam mit UteBone, Ingeborg Krzych, Inge Bach und Christa Nixdorf die Doppelkopfkarten, während ihr Mann am Abend mit Filmfreunden einen Kinobesuch im Kalender stehen hat. Gemeinsam wiederum treten sie mit anderen bei schönem Wetter in die Pedalen.

Das Angebot bestimmen die Teilnehmer selbst. „Wer eine Idee hat, schlägt sie beim Basis-Treffen vor", berichtet Ute Bone. „Ich habe beispielsweise Menschen gesucht, die Lust haben mit zum Schwimmen zu gehen." Ingeborg Krzych wiederum suchte jemanden, der ihr das Doppelkopfspielen beibringen konnte. Ein großes Plakat beim Treffen mit der Aufschrift „Wer hat Lust zum...." und schon sei man nicht mehr alleine mit seiner Idee, berichten die Frauen, die über die „Zwar"-Gruppe viele neue Kontakte geknüpft haben.

Zwischen Arbeit und Ruhestand - kurz „Zwar" -lautet das Motto von inzwischen rund 120 Gruppen in 32 Kommunen in NRW. Gefördert vom Ministerium für Frauen, Jugend, Familien und Gesundheit in Nordrhein-Westfalen treffen sich in diesen Gruppen Menschen ab 50 Jahren, um gemeinsam ihre Freizeit zu gestalten. Alles ist zwanglos. Es gibt keine Mitgliedsbeiträge und keine Vereinsstatuten. Die Gruppen sind überparteilich und konfessionsungebunden tätig. Wer Lust hat mitzumachen, ist eingeladen, dabei zu sein - einmal, zweimal, mehrmals. Absprachen werden bei den 14-tägigen Basisgruppentreffen, mittwochs ab 18 Uhr im Jugendhaus Borken getroffen.
Weitere Infos unter www.zwar-borken.de.



Am Donnerstag den 9. Oktober erschien ein Bild in der Borkener Zeitung

mit einem Kurzbericht über die Berlinreise der Basisgruppe Borken.

Am Dienstag den 30.09.2008 erschien ein Artikel in der Borkener Zeitung:


Der Ruhestand als Herausforderung

 

Anne Remme-Dören zu den Möglichkeiten, die das Alter bietet und die Angebote von "ZWAR"

Borken.
Sie werden mehr: die Ruheständler. Im Zuge des demografischen Wandels werden sie auch im Bereich Borken eine Bevölkerungsgruppe werden, die hier das gesellschaftliche Leben prägt. Doch mit dem Bild von Oma und Opa, wie sie viele der Bürger von heute noch erlebt haben, passen diese Senioren nicht mehr hinein. Wie aber sieht der Ruhestand dann aus? Was verändert sich? Und wie können sich Menschen auf diesen dritten Lebensabschnitt vorbereiten. Anlässlich der Delegiertentagung der Gruppe "ZWAR" "Zwischen Arbeit und Ruhestand" am gestrigen Mittwoch in Borken sprach BZ-Redakteurin Marita Rinke mit Anne Remme-Dören. Sie ist Fachberaterin der "ZWAR"-Initiativen im Regierungsbezirk Münster.

BZ: Nur noch 37 Prozent der Senioren passen laut Studien in das Bild der "klassischen Alten". Wie sieht Ruhestand heute aus?

Remme-Dören: Ruheständler von heute wollen nicht nur konsumieren. Sie kommen auch längst nicht mehr mit der Frage "Was habt ihr zu bieten?". Ruheständler von heute und vermutlich auch in Zukunft sind, wie wir beobachten, Menschen, die selbstbestimmt ihren Alltag gestalten möchten, die aktiv werden möchten. Es sind Menschen, die ihr Leben noch einmal neu gestalten wollen und sich dabei nicht ausschließlich auf die Familie oder bisherige Bekanntenkreise konzentrieren. Kurzum: Es sind zum großen Teil Menschen, die den Ruhestand als Herausforderung sehen.

BZ: Der dritte Lebensabschnitt als neue Herausforderung. Welche Chancen bietet er?

Remme-Dören: Menschen, die in den Ruhestand gehen, verfügen über ein geballtes Wissen, an Lebenserfahrungen, die für die Gesellschaft wichtig sind. Das haben heute viele Menschen, die aus dem Arbeitsleben ausscheiden, erkannt. Sie möchten sich einbringen, ihre Erfahrungen an jüngere Menschen weitergeben. Sie möchten gleichwohl etwas für sich tun, aktiv sein. Eine Chance, die der dritte Lebensabschnitt beinhaltet, ist auch die Gelassenheit, mit der die so genannten Senioren ihre Aufgabe angehen können. Sie unterliegen keinen Leistungszwängen mehr und müssen nicht mehr um den Verlust ihres Arbeitsplatzes und damit ihrer Existenz bangen.

BZ: Ein aktiver Ruhestand lässt sich nicht von heute auf morgen realisieren. Wie und vor allem wann sollten Menschen, die von einem aktiven Leben im Alter träumen, mit den Vorbereitungen beginnen?

Remme-Dören: So früh wie möglich. Wann immer man etwas hört oder wahrnimmt, wo man meint, dass man es im Alter auch umsetzen möchte, sollte man die Sache in Angriff nehmen, Gleichgesinnte suchen und schauen, wie sich das Vorhaben verwirklichen lässt.

Ich zum Beispiel bin 47 Jahre. Das sind zwar noch einige Jahre hin bis zum Ruhestand. Gemeinsam mit meinem Mann habe ich aber überlegt, wie und mit wem ich im Alter zusammenleben möchte. Uns ist eine gute Wohnsituation im Alter besonders wichtig, deshalb haben wir mit anderen Menschen, die ähnliche Interessen haben, eine Wohngemeinschaft gegründet.

Das Wohnumfeld, die gute Gemeinschaft, die nicht zwangsläufig mit der Verwandtschaft identisch sein muss, das sind Randbedingungen für den dritten Lebensabschnitt, die man rechtzeitig durchdenken und planen sollte.

BZ: "ZWAR" wendet sich gezielt an die Menschen zwischen Arbeit und Ruhestand. Welche Idee steckt dahinter?

Remme-Dören: Wir möchten die Menschen auf dem Weg in den Ruhestand begleiten und ihrem Wunsch nach einer Gruppenzugehörigkeit erfüllen. "ZWAR" ist eine Gruppe ohne Boss, das sind Menschen ab 50 Jahren aufwärts, die sich gegenseitig Impulse geben. Wir bieten ihnen einen Raum, in Borken das Jugendhaus, Begleitung für den Moderationsprozess in der Anfangsphase und Netzwerke. Diese möchten wir auf kommunaler Ebene, hier mit Dorsten und Borken, knüpfen sowie regional, auf der Ebene des Regierungsbezirks und NRW-weit. Was wir aber keineswegs bieten, ist Sozialarbeit.

BZ: Sie betonten, dass die "ZWAR"-Gruppe Borken im Jugendhaus ihre Treffen hat. Zieht die Gruppe mit ins neue Jugendhaus oder wo werden die ZWARler unterkommen?

Remme-Dören: Es gibt den Wunsch, mit umzuziehen. Und das wäre eine Chance für das Miteinander von Jung und Alt, wie wir es beispielsweise aus Münster kennen. In Kinderhaus beispielsweise begleiten ZWARler behinderte Kinder und in Münster hat eine Gruppe mit dem Jugendtheater Kontakt, entwickelt Kostüme und Bühnenbilder mit. Es ist ein Aufeinanderzugehen der Generationen, von dem alle profitieren.

von Marita Rinke