Führung Zechensiedlung Dorsten-Hervest

Zechensiedlung Hervest Fürst Leopold
Bei einem Spaziergang durch die denkmalgeschützte Gartenstadt im Ortsteil Hervest in Dorsten erfuhren wir viel über die Bergbau-Vergangenheit des Ruhrgebiets und darüber wie sich die Region gewandelt hat. Hervest gehört zu den schönsten Zechensiedlungen in der Metropole Ruhr.
Der Rundgang zeigte, wie Bergleute im Ruhrgebiet mit ihren Familien in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts im Schatten ihres Bergwerks lebten.
Im Dorstener Stadtteil Hervest lässt sich "Ruhrgebietsatmosphäre" erkennen. Hier auf dem Bergwerk Fürst Leopold wird auch heute noch Steinkohle abgebaut und gleich gegenüber befindet sich eine der schönsten Gartenstadt-Kolonien des Ruhrgebiets.
Als 1910 die Zeche Fürst Leopold gegründet wurde, mangelte es im ländlichen Dorsten - wie auch andernorts - an Arbeitskräften. Mit einer besonders schönen Siedlung wollte die Gewerkschaft Arbeitskräfte anwerben und so schrieb sie für den Bau der Kolonie einen Wettbewerb aus - ungewöhnlich für eine solche Bauaufgabe in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Was der damals bekannte Architekt Eggeling daraus machte, kann man sich heute noch in Hervest anschauen.
Im Jahr 1912 begannen die Bauarbeiten, unterbrochen vom Krieg wurden sie 1920 fertiggestellt. 720 Wohnungen in vorwiegend anderthalbgeschossigen Häusern entstanden auf dem Gelände. Geringe Baudichte, großzügig gemessene öffentliche Bereiche und Hausgärten machen den Reiz der Siedlung aus. Aber auch die Architektur, die an den Baustil um 1800 erinnert und der Siedlung ein anheimelndes Gepräge verleiht, unterstützt den Eindruck. Zentrum ist ein wohlproportionierter Marktplatz mit Laubengängen. Hier waren nicht nur Wohnungen, sondern auch Geschäfte untergebracht. Ein überhöhtes Torhaus mit Uhr gibt dem Platz einen markanten Akzent.
Nachdem die Hoesch-Wohnungsgesellschaft die Siedlung übernommen hatte, wurde sie 1984 sorgfältig saniert, so dass ihr ursprüngliches Erscheinungsbild erhalten blieb. Für den Marktplatz, heute Brunnenplatz, schuf der Künstler Reinhold Schröder einen Brunnen mit Kleintieren, zu denen die Bergarbeiterfamilien einen besondere Beziehung hatten. Eine in den Boden eingelassene Metallplatte nennt die wichtigste Baudaten und zeigt die Symbole des Bergmanns: Schlägel & Eisen. Heute ist die Siedlung privatisiert, in der einst nicht nur Bergarbeiterfamilien, sondern auch Familien der Kanalschiffer wohnten.